Rebellin gegen die Zwänge des Marktes, Entschleunigungsfigur von einer fast philosophischen Dimension – Sabine Rückert spart nicht am großen Wurf, wenn sie sich für die Hausfrau als Gegenentwurf zu einer wachtumsorientierten, auf Effizienz bedachten Arbeitsgesellschaft stark macht.
Bravo.
Und genau die Frage, die sie rhetorisch an einen Absatz hängt: Wer sonst würde das freiwillig und unentgeltlich tun?, entlarvt das Hohelied. Denn die Antwort darf nicht nur lauten: Kein Mann würde das freiwillig und enentgeltlich tun.
Wenn eine Gesellschaft die Fürsorgearbeit tatsächlich wertschätzt und die Atmosphäre so liebt, in die man heimkehren kann, dann bitte mit angemessener Altervorsorge und einer Entlohnung, die die altruistische Gesprächspartnerin der guten Jahre hinterher nicht mit einem Teilzeitjob an der Armutsgrenze abspeist. Egal ob Mann oder Frau.
Wenn die Hausfrauen in aller Stille an der Zukunft der Gesellschaft arbeiten, dann ist es doch das Mindeste, dass die Gesellschaft diese Arbeit anerkennt und die meinungsbildenden Multiplikatorinnen mit klaren journalistischen Interventionen und politischer Kraft die Gegenwart und Zukunft der Fürsorgearbeit verändern.
Eine apolitische, von Pathos getragene Rückbesinnung auf ein herzergreifendes Mittelschicht-Mutter-Imago ist auf diesem Weg kein Schritt vorwärts.