Parteinahme am Frauentag

Für gewöhnlich geht der Frauentag ruhig an mir vorbei – einen Artikel liest man oder zwei; in guten Jahren wird man von einem guten Mann mit einer Blume beschenkt.
Dieses Jahr ist etwas passiert, als der Tag schon fast vorbei war: Ich schaute Tagesschau, hörte zunächst das trompetete Over the rainbow als Abgesang auf die politische Kultur und anschließend in einer – naturgemäß geschwächten emotionalen Verfassung – die Familienministerin Schröder sprechen. Über den Erfolg der Flexiquote sprach sie im Bundestag.
(Die Flexiquote bezeichnet ein beliebiges beschäftigungspolitisches Ziel, das sich börsennotierte Unternehmen selbst setzen dürfen. Etwa: „Wir wollen acht Prozent Frauenanteil in den Führungsebenen unterhalb des Vorstands bis 2050.“) Nicht dass ich annähme, es gäbe eine Lösung. Aber diese Nummer der Familienministerin ist eindeutig ein Teil des Problems.
Dieses Mal war es zuviel.
Und nach Jahrzehnten der standhaften Weigerung, einer Partei beizutreten, bin ich seit zwei Wochen bei den Grünen. Man fühlt sich zunächst einmal wie bei Ikea: Haufenweise Infopost und das befremdliche Du in allen Texten.

Frohsinn stiftend hingegen eine Analyse des Auswärtigen Amtes, die uns die FAZ weitererzählt: Deutschen Unternehmen drohen Nachteile beim Export in Länder der Europäischen Union, in denen es eine gesetzliche Frauenquote gibt. „In Industriekreisen zeigt man sich besorgt über die Auswirkungen auf die Exportindustrie.“
Was für eine helle Freude steht uns ins Haus an dem Tag, an dem die Lobbyisten der deutschen Exportindustrie auf Knien ins Kanzleramt gerutscht kommen und um eine gesetzliche 40 Prozent-Quote betteln.

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